4 Säulen der zahnmedizinischen Gruppenprophylaxe
1. Richtige Mundhygiene
Zähne müssen von ihrem ersten Lebenstag an ordentlich gepflegt werden. Auch und gerade die Milchzähne. Sie haben dieselben wichtigen Aufgaben wie die bleibenden Zähne zu erfüllen, so z.B das Abbeißen und Kauen der Nahrung und das Ermöglichen von deutlichem Sprechen. Milchzähne fallen zwar später aus, haben aber eine Platzhalterfunktion für die bleibenden Zähne, d.h. sie sollten nicht früher als von der Natur vorgegeben verloren gehen. Also: Erst wenn die Neuen kommen, haben die Milchzähne endgültig ausgedient. Zusätzliche Zähne wie die bleibenden Backenzähne (Molaren) bekommt Ihr Kind etwa ab dem 6. Lebensjahr. Diese sind Zuwachszähne, für die keine Milchzähne ausfallen, und die daher oft unbemerkt in die Mundhöhle Ihres Kindes durchbrechen.
Das Zähneputzen sollte mindestens zwei Minuten dauern. Die Bürste (mittlerer Härtegrad) hat einen altersentsprechenden kurzen Kopf mit abgerundeten Kunststoffborsten, die vielbüschelig (multitufted) angeordnet sind. Der Griff soll abrutschsicher sein. Erneuern Sie die Zahnbürste Ihres Kindes spätestens nach drei Monaten.
Achten Sie darauf, was Ihr Kind isst und trinkt und, dass das Zähneputzen insbesondere nach dem Frühstück und vor dem Schlafengehen nicht zu kurz kommt. Wichtig ist auch, dass Ihr Kind seine Zähne mit der richtigen Technik – das ist in aller Regel die KAI-Methode – reinigt. Diese für Ihr Kind neue Zahnputztechnik muss erlernt und geübt werden.
Putzen Sie die Zähne Ihres Kindes zusätzlich abends von allen Seiten gründlich, bis Ihr Kind in der Lage ist, flüssig zu schreiben (Grundschulalter).
2. Zahngesunde Ernährung
Leckere Snacks – am besten hausgemacht!
Sicher- die Arbeitszeiten der Eltern machen es heute notwendig, dass das traditionelle Mittagessen in vielen Familien auf den Abend verschoben wird. Sollte das bei Ihnen so sein, bereiten Sie ihren Kindern hausgemachte Snacks für mittags vor, oder sorgen Sie dafür, dass der Kühlschrank gesunde Lebensmittel zur „Selbstbedienung“ enthält. Vermeiden Sie es aber, Ihrem Kind stattdessen Geld für Essen außer Haus in die Hand zu drücken. Was übrigens auch beim Frühstück gilt. Ein gesunder energiegeladenen Tag beginnt mit einem Frühstück daheim, bevor das Kind sich auf den Schulweg begibt – nicht beim Bäcker um die Ecke oder am Schulkiosk.
Nahrung im Überfluss
Wer einkauft, hat die Qual der Wahl. Immer mehr Lebensmittel füllen die Supermarktregale. Ständig will uns Werbung als Konsumenten für diese Produkte gewinnen. Gerade Kinder sind in dieser Branche als leicht verführbare Verbraucher besonders beliebt. Masse bedeutet aber nicht unbedingt Klasse. Es lohnt sich, die Inhaltsangaben auf den Verpackungen zu lesen oder den Verkäufer zu fragen, was in bestimmten Lebensmitteln drin steckt. Nahrung hat nämlich nicht nur einen Preis, sondern auch einen Wert. Dieser Wert ist entscheidend für Ihre (Zahn-)Gesundheit und die Ihrer Kinder.
Neue Ernährungsgewohnheiten
Für viele Kinder ist es heute Alltag, nicht nur zu Hause von den Eltern ernährt zu werden, sondern ebenso „Selbstversorger“ zu sein. Mal eben zum Kiosk, zum Imbiss, zum Burgerrestaurant – da können schon einige Kalorien zusammenkommen. Dort angebotene „Snacks“ sind in der Regel zu fett und enthalten zu viel Zucker, zu viele Geschmacksverstärker, Konservierungsstoffe, künstliche Aromen und anderes mehr. Dafür fehlt es ihnen häufig an Ballast- und Mineralstoffen sowie Vitaminen.
Achten Sie auch auf die Getränke, die Ihr Sohn oder Ihre Tochter zu sich nehmen. Bieten Sie Ihrem Kind am besten Wasser/Mineralwasser oder ungesüßten Tee als Durstlöscher an. Denn Zucker und Säuren in Flüssigkeiten attackieren die Zähne – wobei mit Zucker nicht nur der Kristallzucker, sondern beispielsweise auch der Fruchtzucker gemeint ist.
Was viele Verbraucher nicht wissen: Die Angabe „ohne Zucker“ auf einem Lebensmittel bezieht sich nur auf den Kristallzucker. Andere Zuckerarten (Frucht-, Trauben- oder Malzzucker) können dennoch enthalten sein.
Zahnfreundliche Lebensmittel
Obst und Gemüse sind gesund. Aus zahnmedizinischer Sicht sind einige Obstsorten allerdings nicht uneingeschränkt zu empfehlen. Dazu gehören Früchte mit viel Fruchtzucker oder von klebriger Konsistenz (Bananen, Trockenfrüchte wie Rosinen, Datteln, Feigen). Wird solches Obst gegessen ist mit dem Zähneputzen genauso zu verfahren wie nach dem Konsum von Süßigkeiten.
Kaugummi kauen – natürlich zuckerfrei – regt übrigens die Speichelproduktion an, wodurch klebrige oder saure Stoffe bis zum Zähneputzen schon mal verdünnt werden.
Tierische Produkte, also Fleisch (Verzehr höchstens dreimal die Woche), Fisch, Eier, Milch und Käse liefern dem Körper wichtige Nährstoffe und sind auch für die Zähne gesund. Joghurt ist nur als Naturprodukt den zahnfreundlichen Lebensmitteln zuzuordnen. Fruchtjoghurt enthält dagegen meist zu viel Zucker.
Einige der Lebensmittel aus der Kategorie Teigwaren sind für die Ernährung unverzichtbar, beispielsweise Brot und Nudeln. Am besten ist es, sich für die Vollkornversion zu entscheiden. Kauen von gesunder Nahrung hat eine reinigende Wirkung auf die Zähne, regt die Speichelbildung an und fördert ein gesundes Kieferwachstum.
Gefahr aus der Tüte
Falsches Essen, verbunden mit mangelnder Bewegung, hat fatale Folgen: Die Zahl der übergewichtigen Jungen und Mädchen steigt. Chips und Süßes, das über Stunden konsumiert wird, schadet der (Zahn-)Gesundheit Ihres Nachwuchses. Beachten Sie deshalb bitte: Essen „aus der Tüte“ ersetzt keine Mahlzeit, es ist daher auch keine Zwischenmahlzeit und sollte zudem nicht vor einem regulären Essen erlaubt werden. Falls Ihr Kind Lust auf Süßes hat, bieten Sie ihm eine Portion als Nachtisch – also nach einer Hauptmahlzeit – an. Wichtig: Süßes immer in einem Rutsch, nie über Stunden verteilt „häppchenweise“ genießen und anschließend die Zähne immer gründlich putzen. Übrigens, zahnfreundliche Süßigkeiten gibt es auch auf dem „Naschmarkt“. Sie sind am „Zahnmännchen mit Schirm“ auf der Verpackung zu erkennen.
3. Schmelzhärtung durch Fluoride
Was Zähne brauchen
Wer seine Zähne ohne Schäden und in voller Zahl erhalten will, muss sich nicht nur gesund ernähren, richtige Mundhygiene betreiben und zu den „Inspektionsterminen“ beim Zahnarzt gehen. Genauso wichtig ist es, den Zähnen Fluoride zuzuführen – und zwar vom ersten Zahn an. Fluoride machen Zähne widerstandsfähiger.
Fluoride sind Spurenelemente, die in geringen Mengen in unserem Trinkwasser sowie in bestimmten Nahrungsmitteln zu finden sind. Unser Körper benötigt Fluoride, damit sich Knochen und Zähne normal entwickeln.
Im Mund wirken Fluoride mehrfach – als „Bremser“ und „Beschleuniger“ zugleich:
- Sie bremsen die Bildung von Karies auslösenden Säuren, die durch Bakterien in Zahnbelägen entstehen.
- Sie bremsen das Herauslösen von Mineralstoffen aus dem Zahnschmelz (Demineralisation).
- Sie beschleunigen den Einbau von Mineralstoffen in den Zahnschmelz (Remineralisation).
Auf die Menge kommt es an
Fluoride wirken am besten an Ort und Stelle, also im Mund direkt an den Zähnen.
Sie können jedoch nur dann der Karies vorbeugen und die Zähne schützen, wenn sie in ausreichender Menge zur Verfügung stehen. Die Menge in unserer Nahrung ist zu gering. Deshalb ist die Verwendung von fluoridhaltigem Speisesalz zur Speisenzubereitung für die ganze Familie und von fluoridhaltiger Zahnpasta zur Zahnpflege zu empfehlen.
Bereits ab dem Durchbruch des ersten Milchzahns sollten Sie Ihrem Kind die Zähne mit einer fluoridhaltigen Kinderzahncreme putzen. Bei Verwendung einer Kinderzahnpasta mit einer Fluoridkonzentration von 500 ppm (Siehe Aufdruck auf der Zahnpastatube) zweimal täglich eine geringe, maximal erbsengroße Menge Zahnpasta auf die Zahnbürste auftragen. Bei einer Konzentration von 1000 ppm Fluorid in der Zahnpasta wird zweimal täglich eine nur reiskorngroße Menge verwendet. Dies gilt bis zum 2. Geburtstag des Kindes. Um ein übermäßiges Verschlucken zu vermeiden, sollte eine geschmacksneutrale Kinderzahnpasta bevorzugt werden.
Vom 2. bis zum 6. Geburtstag werden die Milchzähne zweimal täglich mit einer ca. erbsengroßen Menge fluoridhaltiger Kinderzahnpasta mit einem Fluoridgehalt von 1000 ppm Fluorid geputzt.
Nach dem Durchbruch des ersten bleibenden Zahnes ist Zahncreme für Erwachsene mit einer Fluoridkonzentration von 1400 bis 1500 ppm (siehe Tubenaufdruck) dann die richtige Kaufentscheidung.
Den Zahnarzt um Rat fragen
Um Fluoride individuell für Ihr Kind zu „dosieren“, sollten Sie mit Ihrem Zahnarzt sprechen. Er wird eine so genannte Fluoridanamnese erheben und dabei beispielsweise nach speziellen Essgewohnheiten Ihres Kindes fragen. Auch der Konsum fluoridhaltigen Mineralwassers interessiert den Zahnarzt – je nach Marke kann der Fluoridgehalt sehr unterschiedlich sein.
Weitere fluoridhaltige Präparate wie Spüllösungen oder Gele können im Einzelfall, beispielsweise wenn ein Kind besonders Karies gefährdet ist, sinnvoll sein. Aber auch das muss zuerst mit dem Zahnarzt abgeklärt werden.
In den Zahnarztpraxen werden im Zuge der Individualprophylaxe auch Fluoridlacke aufgetragen. In der Gruppenprophylaxe geschieht das bei Mädchen und Jungen, deren Schule am „Aktivprogramm Zahnvorsorge“ teilnimmt.
4. Frühzeitiger und regelmäßiger Zahnarztbesuch
Vergessen Sie bitte nicht, Ihr Kind zweimal im Jahr bei Ihrer Zahnärztin oder Ihrem Zahnarzt vorzustellen – einfach zur Kontrolle und nicht erst dann, wenn es irgendwo „zieht“ im Mund. Karies entwickelt sich Schritt für Schritt und zunächst schmerzfrei. Die Fachfrau oder der Fachmann können Zahnschäden allerdings bereits im Frühstadium erkennen und behandeln, um Schlimmeres zu verhindern.
Sollte der Zahnarzt Ihnen und Ihrem Kind mitteilen, dass alles in Ordnung ist, dann hat sich der Gang in die Praxis dennoch gelohnt – und Sie können auf sich und Ihren Nachwuchs stolz sein.
Scheuen Sie sich auch bitte nicht, dem Zahnarzt Ihre Fragen zu zahngesunder Ernährung oder der richtigen Zahnputztechnik zu stellen. Der Zahnarzt und sein geschultes Team helfen Ihnen und Ihrer Familie gerne weiter.
Er wird bei jedem Termin übrigens auch auf die Zahn- und Kieferstellung Ihres Sohnes oder Ihrer Tochter achten und – falls notwendig – Ihr Kind an einen Kieferorthopäden verweisen.